Nach den Beschlüssen des VG Sigmaringen und des VGH Baden-Württemberg müssen nun die kleinsten Kälber wieder auf die langen Transporte von Bad Waldsee nach Spanien. Kurzzeitig hatte das Agrarministerium die Kälbertransporte verboten, was eine positive Entwicklung darstellte. Leider währte dieses Vorgehen nur kurz, denn nach dem Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg vom 21.12.2020 wird alles wieder „zurückgedreht".
Schlimmer noch: Ein neuer Erlass des Ministeriums lässt den abfertigenden Veterinären der Landratsämter keinen Handlungsspielraum mehr. Sie werden zum Abstempeln des Fahrtenbuchs quasi gezwungen. Der Beschluss des VGH wird jetzt auch noch vom Ministerium „zementiert"! Wir sind fassungslos! Wodurch kann das Unrecht jetzt noch gestoppt werden?
Zum Hintergrund:
Kälber, gerade 2 bis 4 Wochen alt, hilflos, erbärmlich schreiend nach ihren Müttern - sie werden
in großen Transportfahrzeugen nach Spanien gefahren, um dort gemästet und dann weiter „vermarktet" zu werden. Unser
krankes Agrarsystem hat Landwirte in diese Sackgasse geführt - mit entsetzlichen Missständen und Leiden für die Tiere.
Die Kälber haben Angst, Hunger und Durst. Obwohl die Transportfahrzeuge für diese Kälber-Säuglinge nicht mit den erforderlichen Trinkvorrichtungen ausgestattet sind, werden die Tiere
transportiert. Das Leiden der Tiere wird - von allen Beteiligten - in Kauf genommen.
Warum Kälbertransporte rechtswidrig sind
Ein Kälbertransport, der sich nicht an die Vorgaben der EU-Tiertransportverordnung hält, ist rechtswidrig und darf nicht genehmigt werden. Folgende Vorgaben macht die Verordnung:
Ein Kälbertransport darf die höchstzulässige Beförderungsdauer von 19 Stunden nicht übersteigen. Das verlangt die EU-Tiertransportverordnung. In der Praxis ist das aber meist der Fall. Denn eine Pause muss zur Fütterung der Kälber (mit einem Milchaustauscher) eingelegt werden. Die Kälber können nicht auf dem LKW gefüttert werden, denn LKW mit der technischen Ausstattung, die eine Fütterung mit Milchaustauscher vorsehen, gibt es aktuell nicht. Daher müssen die Kälber abgeladen und aus Eimern mit Saugstutzen gefüttert werden.
Ob dies ordnungsgemäß geschieht kann niemand wirklich überprüfen. Viele Tierschutzorganisationen, allen voran Animal Welfare Foundation haben dokumentiert, dass die Versorgung der kleinsten Kälbchen in den meisten Fällen nicht ordnungsgemäß erfolgt. Die Fahrer der LKW haben dafür schlicht keine Zeit! Und so leiden und schreien die Kälbchen weiter - jenseits der Grenzen hört sie ohnehin niemand mehr!
Nur wir hören sie ... - nach allen Fotos und Berichten- in unseren schlimmsten Albträumen!
Dokumentation von Animal Welfare Foundation / Tierschutzbund Zürich
"22,9 Millionen Kühe stehen in EU-Milchbetrieben. Damit eine Kuh Milch gibt, muss sie Jahr für Jahr ein Kalb gebären. Deshalb werden jährlich Millionen Kälber geboren, damit die industrielle Milchproduktion profitabel läuft. Diese Kälber sind ein ungewolltes Nebenprodukt der Milchindustrie. Sie gelten als wertlos. Nach der Geburt werden sie sofort von ihren Müttern getrennt, in Einzelboxen separiert und anschliessend europaweit über lange Strecken transportiert..."
Quelle: AWF / Tierschutzbund Zürich
"Die Milchindustrie ist vielleicht sogar die brutalste Tierindustrie überhaupt. Sie ist ausbeuterisch, es gibt dort, was die Opferzahlen angeht, wahrscheinlich sogar mehr Leiden, als in der Fleischindustrie."
Melanie Joy