Zu den am Montag, den 9.10.2025 vermeldeten steigenden Tonnagen an Antibiotika in der Tierhaltung durch das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sagte Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe:
„Neben den steigenden Mengen an Antibiotika steigt auch die Dosis im Antibiotikaverbrauch in der Massentierhaltung laut EU-Angaben. Das bringt steigende Risiken mit sich, für die Ausbreitung von antibiotikaresistenten Erregern auch bei Menschen. Die steigenden Verbrauchszahlen zeigen: Das Antibiotika-Reduktionsprogramm der Bundesregierung ist am Ende und die Initiative Tierwohl ist gescheitert. Die Antibiotikaminimierung scheitert am System der Massentierhaltung, mit weiterhin miserablen Haltungsbedingungen für die Mehrheit der Tiere und mit Hochleistungszucht, die jedes Jahr mehr Tierleid und Krankheiten im Stall verursacht. So ist es erlaubt, dass die Zucht bei Tieren vermehrt genetisch bedingte schmerzhafte Hähnchenbrust-Veränderungen und die Zunahme von Labmagenverdrehungen bei Kühen verursacht. Bund und Länder lassen es zu, dass in der Fleisch- und Milchindustrie Antibiotika missbraucht werden, statt Tierschutzdefizite konsequent zu ahnden. Dringend erforderlich ist daher eine neue Strategie zur Resistenzbekämpfung sowie bessere Gesetze zur Antibiotikaminimierung und zum Tierschutz. Konkret müssen die für die Humanmedizin besonders wichtigen Reserveantibiotika in Massentierhaltung verboten werden. Veterinärämter müssen endlich dafür sorgen, dass Betriebe mit wiederholt hohem Antibiotikaeinsatz definierte Tierschutz- und Tierzucht-Verbesserungen zwingend umsetzen. Die Pflicht zur Haltungskennzeichnung muss kurzfristig kommen. Verbraucher*innen und Verbraucher sind gut beraten, wenn es denn Fleisch oder Milch sein soll, dann Bioprodukte oder mindestens die höchsten Haltungsformen und Weidehaltung zu wählen.“
Quelle für EU-Angaben: https://www.ema.europa.eu/en/documents/report/european-sales-use-antimicrobials-veterinary-medicine-annual-surveillance-report-2023_en.pdf
Siehe auch Tabelle im Anhang.